Hintergrund

Die Methode PROSA hat eine lange Vorgeschichte und mit der Produktlinienanalyse eine Vorläufer-Methode. Im Jahr 1987 – also fünf Jahre vor der Rio-Deklaration zur Nachhaltigen Entwicklung wurde vom Öko-Institut e.V. die Produktlinienanalyse konzipiert - als Methode zur integrierten Analyse ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte entlang der Produktlinie  (Öko-Institut 1997). Die innovative Methode kam zu früh und wurde in den folgenden Jahren im Gegensatz zur Konkurrenzmethode Ökobilanz wenig angewandt.

Einen ersten Aufschwung in der Wahrnehmung gab es nach der Rio-Konferenz durch die Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des Deutschen Bundestags (Enquete 1994). Einen wesentlichen Fortschritt brachte eine Kooperation des Öko-Instituts mit dem internationalen Chemiekonzern Hoechst AG, der eine unternehmensspezifische Methode zu Nachhaltigkeitsmanagement von Produktportfolio und Produkten entwickeln wollte (Ewen et al. 1997). Wesentliche Elemente der Produktlinienanalyse wurden in dem „Relaunch“ bzw. der dann englisch bezeichneten Methode PROSA – Product Sustainability Assessment übernommen.

Der erste Methodenentwurf von PROSA wurde in den nächsten Jahren in einigen Teilen weiterentwickelt, im Wesentlichen aufgrund der Erfahrungen in Fallbeispielen. Die wesentliche Methodenentwicklung konnte erst in dem hier beschriebenen mehrjährigen transdisziplinär angelegten Methoden-Projekt  erfolgen - gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Sozialökologische Forschung“.

Die Methoden-Entwicklung erfolgte transdisziplinär und prozessorientiert. Das Projekt-Team war interdisziplinär zusammengesetzt und arbeitete eng mit Praktikern aus Unternehmen und Politik zusammen. Die Ziele der Methodenentwicklung wurden gemeinsam festgelegt, insgesamt drei Entwürfe der  Methode wurden veröffentlicht, erprobt, diskutiert und fortgeschrieben. Der (eher bescheidene) Stand internationaler Methodenvorschläge, Konzepte und Fallstudien zur produktbezogenen wurde zu Projektbeginn in einer Synopse erfasst und der Weiterentwicklungsbedarf festgehalten.  Parallel zur Methodenentwicklung wurden mit einer Diffusionsanalyse zu PROSA die Hemmnisse und Erfolgsbedingungen für eine zügige Diffusion in die Praxis analysiert, die Diffusions-Matrix MIDI konzipiert und mit ihr die weitere Methodenentwicklung von PROSA kontinuierlich begleitet.

Als wesentliche Erfolgsfaktoren für PROSA wurden anzugehende Maßnahmen bestimmt, die  im Projekt unmittelbar und prozessorientiert angegangen und in der Projektlaufzeit abgeschlossen wurden:

  • die vertiefte Methodenbeschreibung der Teil-Methode Sozialbilanz und ihre internationale Harmonisierung
  • die Veranstaltung eines großen internatonalen Unternehmenskongress gemeinsam mit einem renommierten internationalen Management-Institut und exklusiver Diskussion von PROSA und verwandter Methoden
  • die Anwendung von PROSA auf ein komplexes Industrie-Produkt mit globaler Wertschöpfungskette

Wesentliche Elemente bei der transdisziplinären Bearbeitung waren wissenschaftliche Workshops, die Teilnahme an internationalen Gremien zur Methodenentwicklung von Einzel-Tools innerhalb von PROSA, Studienfahrten, die Durchführung von neuen Fallbeispielen während der Projektlaufzeit mit Erprobung der fortgeschrittenen Methode, der intensive Austausch und gemeinsame Projekte mit Unternehmen, die parallel unternehmens-spezifische Produkt-Nachhaltigkeits-Tools entwickelten (u.a. SEE-Balance der BASF, PSAT von Procter&Gamble und der Sustainability Compass der Deutschen Telekom. Die Erfahrungen von weiteren Praktikern und die Anforderungen von Stakeholdern wurden in ausführlichen leitfadengestützten Interviews mit internationalen Großunternehmen, KMU und NGO aus Europa und Asien erhoben. Da im internationalen Austausch die Diskussion von Methoden und Fallbeispielen oft durch unklare oder im Kontext missverständliche Übersetzungen behindert wird, wurde ein semi-enzyklopädisches Glossar mit zentralen Begriffen zur Produkt-Nachhaltigkeits-Analyse erstellt und eingesetzt.

Während der Laufzeit wurden die Fortschritte in vielen Veröffentlichungen, Vorträgen und auf mehreren internationalen Kongressen vorgestellt und dokumentiert. Zusammen mit dem IMD in Lausanne wurden PROSA und ähnliche Entwicklungen auf einem Kongress vorgestellt und mit über dreißig Großunternehmen diskutiert.

Als sich herausstellte, dass die Analyse sozialer Aspekte bei der Herstellung komplexer Industrieprodukte in globalen Wertschöpfungsketten eine wesentliche Herausforderung für PROSA und das Social Life Cycle Assessment darstellt, wurde eine Fallstudie zur Herstellung von Notebooks in China durchgeführt. Darauf aufbauend wurde die Methodik der sozialen Lebenszyklusanalyse (S-LCA) im Rahmen einer UNEP/SETAC Arbeitsgruppe international harmonisiert und in verschiedenen Projekten des Öko-Instituts angewandt. Die entsprechenden Dokumente finden Sie auf der Seite "Sozialbilanz" und "Literatur"PROSA Notebooks