Fallbeispiel Ökobilanz Wäschetrocknungssysteme

Zur Vorbereitung der Produktenwicklung und –vermarktung neuer Wäschetrock­ner wurde eine Ökobilanz durchgeführt (Gensch und Rüdenauer 2004). Aus Mega­trendanalysen und Konsumforschung waren interessante neue Entwicklungen bekannt und zu bewerten: Mit dem Gastrockner für den Privathaushalt und dem Wärmepumpentrockner standen neue Technologien bzw. Anwendungen bereit, die hohe Energieeinsparungen versprachen; Wäschetrockner waren die einzigen Haushaltsgeräte, bei denen noch große Steigerungen im Verkauf zu erwarten waren; andererseits gab es wegen des hohen Energievebrauch der herkömmlichen Wäschetrockner bei vielen Zielgruppen erhebliche Vorbehalte gegen Wäschetrockner; weiter häuften sich Berichte über Schimmelbildung durch unsachgemäßes Trocknen in Wohnungen, ein Problem, das durch die zunehmende Wärme­dämmung eher zunehmen würde; andererseits zeigte die Alltagserfahrung, dass viele Konsu­men­ten Schimmelbildungs-Probleme dadurch umgingen, dass sie auch im Winter bei stundenlang geöffneten Fenstern die Wäsche trockneten.

Ziel der Ökobilanz war daher der Ver­gleich von neuen Wäschetrocknern mit herkömmlichen Wäschetrocknern und mit dem Trocknen in Räumen (unbeheizter Keller; beheizte Wohnung). Die Viel­zahl der betrachteten Eingangsparame­ter (Luftwechsel-Raten, Heizperiode, Schleuderzahl der Waschmaschine, Bela­dung des Trockners usw.) und Sensitivi­tätsrechnungen sind in der angegebenen Literatur aufgeführt. Die Ergebnisse sind nebenstehender Abbildung zu entnehmen.

Der Vergleich der unterschiedlichen Trocknungssysteme war in mehrfacher Hinsicht überraschend: das Trocknen in beheizten (Wohn-)Räumen („Trocken­raum, normal“) verbraucht am meisten Energie, die als „grauer Energieanteil“ an der Heizenergie gar nicht gesondert wahrgenommen wird.  Beim selten praktizierten, optimierten Trocken in beheizten Räumen (gezielte Stosslüftung etc.) liegt der Energieverbrauch unter dem der konventionellen Trockner, aber über dem der neuen Trockner-Typen. Bei Modellraum 1 und 2 wurde berechnet, wieviel Energie minimal zur Wäsche­trocknung in beheitzten Räumen aufgebracht werden muss. Am günstigsten schnitt im Vergleich der neue Wärme­pumpentrockner ab, der mit seinem niedrigen Energieverbrauch nahe an dem Wert liegt, den man – physikalisch berechnet – schon allein zum „Ver­dampfen“ des Wassers aus der Wäsche aufbringen muss.